Ich entschied mich, mir selbst zu helfen, statt andere um die Lösungen meiner Probleme zu bitten
Meine Geschichte ist vielleicht nicht besonders spektakulär, jedoch enthält sie eine wichtige Lehre: eine geistige Wende. Ich kenne das Leben nun von zwei Seiten. Ich weiß einerseits, wie es ist, seinen Finanzen keine Aufmerksamkeit zu schenken. Andererseits habe ich später einen anderen Weg eingeschlagen: Ich übernehme Verantwortung und habe es, mit Hilfe kreativer Sparmöglichkeiten und zusätzlicher Einkommensquellen, geschafft, mich und meine Familie aus hohen Schulden zu befreien.
Ich bin ein Künstler: ein Chor- und Orchesterdirigent. Etwa in meinem 13. Lebensjahr – dem Moment, in dem ich entschieden hatte, Musiker zu werden – habe ich mich bewusst von materiellen Dingen abgewandt. Ich hielt sie schlicht für unter meiner Würde als Künstler. Die solide finanzielle Situation meiner Eltern ermöglichte es mir, diese Einstellung viele Jahre lang beizubehalten. Meine Frau, die ich vor zehn Jahren geheiratet habe – eine Psychologin und Humanistin – teilte meine antimaterialistische Haltung. In zehn Jahren haben wir zwei Mal den absoluten Tiefpunkt erreicht: Der Kreditrahmen all unserer Kreditkarten und auch sämtliche anderen Kreditlimits waren vollkommen ausgeschöpft. Unser einziges finanzielles Sicherheitspolster waren meine Eltern, die uns zweimal mit Krediten aushalfen – die wir nie zurückzahlen mussten oder besser gesagt: nie zurückzahlen konnten. Leider bewirkten unsere lässige Führung des Haushaltsbudgets und unsere mangelnde Kontrolle, dass wir immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten gerieten. Doch nach der Geburt unserer Kinder verspürten wir den starken Impuls, etwas zu ändern.
„Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben”. Wir erkannten uns in dieser bekannten Lehre von Konfuzius sehr gut wieder. Wir hatten von meinen Eltern jahrelang den „Fisch“ erhalten, nicht die „Angel“. Ich verstand endlich, dass ich „fischen“: lernen musste – also lernen, wie ich für mein Leben selbst aufkommen konnte, anstatt um finanzielle Unterstützung, zu bitten. Ich begann, nach Lösungen zu suchen. Mit Hilfe des Internets, insbesondere eines bestimmten Finanzblogs, begann ich, meine Finanzkenntnisse zu erweitern.
Meine erste Maßnahme bestand darin, Kassenbons zu sammeln und meine Ausgaben festzuhalten. Dies war für mich ein wirklich revolutionärer Schritt – und auch der allerschwierigste, denn jedes Mal, wenn ich eine Quittung in mein Portemonnaie steckte, handelte ich extrem gegen meine Künstlernatur. Schon bald suchte ich nach einer passenden Software, die Zettel und Stift ersetzen und mir dabei helfen sollte, Bilanz zu ziehen: Ich entschied mich für das kostenlose Programm Microsoft Money.
Der nächste Schritt – nämlich auch meine Frau davon zu überzeugen, ihr Verhalten zu ändern und ebenfalls Quittungen zu sammeln – stellte sich als sehr einfach heraus. Sie werden es nicht glauben, aber mittlerweile sind wir beide fast süchtig danach, Kassenbons zu sammeln und die MS-Money-Diagramme „anzustarren“.
Ich bin überzeugt, dass wir im ersten Monat, in dem wir alle Einnahmen und Ausgaben festgehalten haben, allein durch das Sammeln der Quittungen mindestens 10 % unseres Geldes gespart haben. Außerdem hat sich die Kategorisierung unserer Ausgaben durch MS Money für uns als absolute Offenbarung erwiesen! Plötzlich wurde uns alles klar: Wir erkannten, an welchen Stellen uns das Geld durch die Hände rann und welche Fehler im Umgang mit unserem Geld wir tatsächlich gemacht hatten. Schon bald trennte ich mich von einer meiner Kreditkarten und einem Bankkonto mit hohen laufenden Kosten. Doch noch immer hatten wir ein Kreditkartenkonto auszugleichen und einen Kredit zurückzuzahlen. Höchste Zeit, zu sparen und sich zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen. Hier will ich kurz einige Maßnahmen vorstellen, die wir dazu ergriffen haben:
- Das Wichtigste ist ein gut durchdachtes Einkaufsverhalten: Meine Frau und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass wir den Gürtel nicht zu eng schnallen sollten. Denn dies könnte schnell zu einem Jo-Jo-Effekt führen. Daher versuchen wir, vernünftig und ausgewogen zu sparen.
- Das Festhalten meines monatlichen Wasserverbrauchs half mir dabei, zu erkennen, wie viel Geld wir für Wasser ausgeben und motivierte mich dazu, Wasserspareinsätze zu kaufen. Wir verbrauchen nun bis zu 60 % weniger Wasser. → So sparen wir etwa 120 Euro pro Person im Jahr.
- Weniger auswärts essen: Meine Frau kocht sehr leckeres und gesundes Essen. Die Vorteile, etwas von zu Hause mitzunehmen, statt mittags auswärts zu essen, sind also nicht nur finanzieller Natur.
- Fahrrad statt Auto: Auch hier gilt, es ist gesünder und günstiger → In der Woche zwei- bis dreimal mit dem Fahrrad zu fahren, zahlt sich am Jahresende mit mehr als 400 Euro aus.
- Vor einiger Zeit lief der Vertrag mit unserem Internetanbieter aus. Ich habe Preise verglichen und dann einen neuen Vertrag geschlossen: Der neue Tarif ist günstiger, reicht aber für unseren tatsächlichen Bedarf dennoch völlig aus. → Über 70 Euro pro Jahr gespart.
- Ich habe meine Bank gewechselt, um die Kosten für das Girokonto zu senken: Bei der neuen Bank fallen keine Konto- und Kreditkartengebühren an. → So kann ich 60 Euro pro Jahr sparen.
- Ich habe mir auch die Größe meiner Mailbox einmal genauer angeschaut und daraufhin den zusätzlich gebuchten Speicherplatz gekündigt. → Wieder ein paar Euro pro Jahr gespart.
- Zweimal im Monat fahre ich beruflich die weite Strecke in die Hauptstadt, das sind vier Fahrten mit dem Schnellzug. Ich habe herausgefunden, wie ich die Fahrtkosten senken kann und mir dazu eine Rabatt-Karte zugelegt. → So spare ich rund 1.000 Euro pro Jahr.
- Geld-zurück-Aktionen: Damit kann man bis zu 300 Euro pro Jahr sparen. Aber Vorsicht! Das ist zeitaufwendig und man spart nur dann, wenn der gekaufte Artikel auch wirklich benötigt wird. Gerade bei Lebensmitteln kann es sich aber sehr lohnen, auf Geld-zurück-Aktionen zu achten.
- Und schließlich: die Rückzahlung aller unserer Schulden. Ohne die Kreditzinsen sparen wir etwa 600 Euro pro Jahr.
Ich habe beim Begleichen meiner Schulden einen Reifeprozess durchlaufen. Verehrter Leser: Lassen Sie sich nicht einreden, dass es „in Ihrer Natur“ liege, viel Geld auszugeben. Ich bin der beste Beweis dafür, dass der sparsame und verantwortungsvolle Umgang mit Geld eine Fähigkeit ist, die jeder erlernen kann. Wie ein Pianist, der ein neues Stück probt, gilt auch beim Haushalten: Übung macht den Meister.