Kein Einkauf auf Pump: Wie ich gelernt habe, Verantwortung zu übernehmen und vernünftig mit Geld umzugehen

Ich wünsche mir, dass meine Geschichte zumindest einem Menschen hilft, der es bisher nicht geschafft hat, sich von seinen Schulden zu befreien.

Es begann wie so oft – mit einem ersten, eigentlich überschaubaren Kredit, der dafür gedacht war, unerwartete Ausgaben zu decken. Dieser Kredit im unteren vierstelligen Bereich war jedoch nach nur zwei Monaten ausgeschöpft. Dazu erhielt ich natürlich eine Kreditkarte, die ich nicht ausschlagen konnte. Nachdem ich die Zahlungsfristen eingehalten hatte, bekam ich eine weitere Karte von einer anderen Bank und dann noch eine von einer dritten – als Zeichen der Wertschätzung. Ich versuchte, natürlich sie abzulehnen, da ich die Karten nie angefordert hatte. Ich werde nie vergessen, was eine Dame vom Kundenservice daraufhin zu mir sagte: „Sie brauchen sie ja schließlich nicht zu nutzen.“ So hatte ich irgendwann vier Kreditkarten und einen Verbraucherkredit.

Ohne recht zu wissen, was ich tat, habe ich die Kreditkarten dann auch eingesetzt. Das Geldausgeben war schön und einfach: Anschaffungen für mich selbst und meine Frau, und dann war da noch unser neugeborenes Kind – es gab vieles, was wir brauchten. Für alle unsere Ausgaben hatten wir immer dieselbe Antwort parat: Das ist kein Problem für uns. Und so schöpften wir die Kreditrahmen der Karten bis zum letzten Cent aus. Nach einiger Zeit stand uns nicht mehr genug Geld zur Verfügung, so dass wir einen noch größeren Verbraucherkredit aufnahmen, um den ersten zurückzuzahlen – und die Kreditkartenkonten auszugleichen. Wir erhielten ihn ohne Probleme. Damals waren die Banken sehr großzügig bei der Kreditvergabe. Wir konnten alles abbezahlen, behielten aber die Kreditkarten. Und so kam es, dass wir nach einiger Zeit noch einmal in dieselbe Falle tappten. Das hieß: Ein noch größerer Kredit mit noch höheren Raten – und dazu noch die Kreditkarten. Wir waren auf dem Weg in eine Abwärtsspirale, die uns geradewegs in die Katastrophe führen sollte.

Als wir schließlich ganz unten angelangt waren, konnten wir einen Konsolidierungskredit aufnehmen, mit dem wir alle anderen Kredite ablösen konnten: den alten Verbraucherkredit und die Kartenkredite. Die Kontostände waren ausgeglichen und wir mussten regelmäßig nur noch eine einzige Rate zahlen. Die Kreditkarten kündigten wir allerdings noch immer nicht. Außerdem sind wir umgezogen, nachdem wir fünf Jahre zu dritt in nur einem Raum bei meinen Eltern gewohnt hatten. Wir konnten es uns leisten, also zögerten wir nicht. Für die Einrichtung der neuen Wohnung nutzten wir wieder unsere Kreditkarten. Dann schafften wir uns noch ein neues Auto an – und damit einen weiteren Kredit.

Nachdem wir zwei Jahre friedlich in unserem eigenen Zuhause gelebt hatten, begannen die Probleme mit der Begleichung unserer Schulden. Anrufe, Mahnungen. Wir versuchten, über die Runden zu kommen, steckten aber schon zu tief in Schwierigkeiten. Zu allem Überfluss verlor meine Frau auch noch ihren Job, was sich als weiterer großer Sargnagel erwies. Wir erhielten erste Anrufe und Mahnungen von Anwaltskanzleien. Ich beantwortete sie nicht, was die Lage jedoch nur noch weiter verschlimmerte. Ich wollte nicht mit mir reden lassen, obwohl verschiedene Unternehmen es mehrfach versuchten. Ich hoffte, dass ich das Problem irgendwie würde lösen können, doch unterbewusst war mir klar, dass ich mit ihnen reden sollte. Doch ob Sie es glauben oder nicht: Ich hatte Angst. Ich, der furchtlose, harte Kerl.

Zum Glück begann ich an diesem Punkt, vernünftig zu denken: Mit nur einem Telefonat fand ich heraus, dass die Schulden von einer der Karten noch erheblich höher werden können, wenn der Fall vor Gericht landet. Wenn ich das Gespräch suche, sei aber immer noch eine andere Lösung möglich. Ich hatte wirklich Angst, doch ich gab mir einen Ruck. Ich hätte weinen können wie ein Kind, als ich gezwungen war, den Sachbearbeiter anzurufen und ihn um eine gütliche Lösung zu bitten. Ich war ja monatelang nicht ans Telefon gegangen und wusste, dass er es gar nicht nötig hatte, mit mir zu sprechen. Er könnte mir einfach nur mitteilen, wo und wann die Verhandlung stattfinden würde. Doch es kam anders.

Langer Rede, kurzer Sinn: Ich kam zu Verstand – zunächst was diesen ersten Fall anging, dann auch im Hinblick auf die anderen. Und so schaffte ich es, alle meine Probleme mit den Banken zu lösen. Zwar habe ich noch nicht alle Kredite abbezahlt, doch immerhin habe ich begonnen, sie regelmäßig zu bedienen – in bequemen Raten. Ich habe erfahren: Letzten Endes ist alles verhandelbar, sofern man so schnell wie möglich das Gespräch sucht. Versuchen Sie also nicht, dies zu vermeiden, denn am Ende müssen Sie die Konsequenzen tragen. Und wenn Sie selbst den Kontakt nicht herstellen, um die Angelegenheit gütlich zu regeln, kann es sein, dass es dafür irgendwann zu spät ist.

Für mich war das Gefühl, mir keine Sorgen machen zu müssen, immer das Wichtigste. Doch die Angst und das Schamgefühl, die ich empfand, weil ich mir meine Schwäche vor anderen Menschen eingestehen musste, waren stärker. Sie siegten jedes Mal, wenn ich mit einem Schuldenmanagement-Unternehmen sprach. Im Laufe meiner Geschichte hatte ich mit vielen solcher Unternehmen und auch mit Ämtern zu tun. Dabei erkannte ich, dass die Personen, die dort arbeiten, ganz normale Menschen sind, die genauso Probleme haben und wissen, wie das Leben so spielt. Falls es Sie interessiert: Ich habe mir viele Kreditforen angeschaut, in denen Menschen ihre Probleme offenbaren. Damit verglichen sind meine Schwierigkeiten nur gering. Meine Schulden belaufen sich auf ein paar Tausend Euro, und es wird auch noch ein paar Jahre dauern, bis ich sie vollständig beglichen habe. Aber ich bin froh, dass sie nicht noch weiter steigen und ich – was am wichtigsten ist – nun keine Anrufe mehr von unbekannten Nummern erhalte.

Mein Rat: Glauben Sie daran, dass es möglich ist, seine Schulden zu begleichen. Dazu müssen Sie verstehen: Sie selbst haben die Situation verursacht; auf dem Vertrag steht Ihre Unterschrift, und Sie sind es, der nun „die Suppe auslöffeln“ muss. Lernen Sie, vernünftig mit Ihrem Geld umzugehen, dass Ihr Handeln Folgen hat und handeln Sie dementsprechend. Sie werden sehen: Das Ergebnis ist großartig, wenn Sie zuversichtlich sind und aktiv selbst das Heft in die Hand nehmen.

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