Aus Psychologen-Sicht: Wie kann man jemandem helfen, der in der Schuldenfalle steckt?
Jemand, der Ihnen nahesteht, hat sich verschuldet? Erfahren Sie, was Sie tun und wie Sie ihn unterstützen können.
Erstens: Seien Sie freundlich, aber bestimmt
Für verschuldete Menschen spielt das Umfeld oft eine entscheidende Rolle: Verwandte, die ernsthaft besorgt sind, denken oft in jede mögliche Richtung, um dem Verschuldeten zu helfen und ihn zu beruhigen. Wenn sie jedoch für ihn noch mehr Kredite aufnehmen, verschleiern sie nur das tatsächliche Ausmaß des Problems. So machen sie die Situation eher noch schlimmer.
Denn auch wenn es nicht immer einfach ist: Es ist wesentlich sinnvoller, mit dem Verschuldeten ein „ernstes Wort“ zu reden und ihm anzubieten, mit ihm nach einer tragfähigen Lösung zu suchen. Es lohnt sich, einer verschuldeten Person die Fakten nüchtern und ungeschönt vor Augen zu führen – und ihm gleichzeitig seine Unterstützung anzubieten. So kann man mit ihm das Vorgehen zur Schuldentilgung ausarbeiten oder gemeinsam das Haushaltsbudget berechnen. Je eher der Verschuldete erkennt, dass er in einem Teufelskreis gefangen ist, desto leichter wird es für ihn sein, diesen zu durchbrechen und weitere Schuldenprobleme zu vermeiden.
Zweitens: Gehen Sie dem Problem auf den Grund
Die Gründe, warum Menschen sich verschulden, können sehr unterschiedlich sein. Darum sollten Sie es von der jeweiligen Situation abhängig machen, wie Sie vorgehen. Zunächst sollten Sie sich vor allem darum kümmern, die Ursache des Problems zu erkennen. Oft liegt der Grund für die Schulden der Ihnen nahestehenden Person in gesundheitlichen Problemen, Jobverlust oder übermäßigem Konsum.
Es gibt allerdings auch ernstere und schwierigere Fälle, wie beispielsweise Spielsucht. Wer jemandem mit derartigen Problemen wirklich helfen will, muss zuallererst mit ihm darüber sprechen, wie er mit seiner Sucht umgehen kann. Meist braucht es dazu professionelle Hilfe. Infos dazu finden Spielsüchtige und ihre Angehörigen zum Beispiel hier:
Drittens: Helfen Sie, Maßnahmen zu planen – und umzusetzen!
Überschuldung wirkt sich negativ auf alle wesentlichen Aspekte des Lebens aus. Deshalb muss auch der entsprechende Maßnahmenplan für viele verschiedene Lebensbereiche einer verschuldeten Person gelten. Und: Er muss konkret und realistisch sein. Vor allem geht es darum, die Beziehungen zu den Gläubigern zu ordnen – sowohl zu Einzelpersonen (enge Freunde, denen der Verschuldete bisher aus dem Weg gegangen ist) als auch zu offiziellen Gläubigern, die keine Geduld mehr haben und bereits förmliche Verfahren eingeleitet haben.
Der erste Schritt besteht also darin, die Gläubiger ehrlich über die Situation zu informieren und sich ihnen gegenüber verantwortungsbewusst zu zeigen. Hier ist Glaubwürdigkeit gefragt, keine Ausflüchte oder leere Versprechungen. Was sich sonst noch ändern muss, hängt von der individuellen Situation des Schuldners ab. Sein Maßnahmenplan sollte alle Bereiche abdecken, in denen Konsequenzen spürbar sind. Denn diese können unter Umständen entmutigend und lähmend wirken. Schulden betreffen alle Aspekte des Lebens: Angefangen bei Familie und Beruf, von den sozialen Kontakten und der Wohnsituation bis hin zur Änderung der Konsumgewohnheiten, die sich wiederum auf das soziale Leben, die Freizeit usw. auswirkt. Es ist durchaus möglich, ein Leben mit Schulden zu führen und diese schrittweise abzubauen. Doch das sieht in jedem Falle anders aus als ein Leben auf Pump mit ungedeckten Krediten.
Die meisten Menschen, die eine finanzielle Krise durchmachen, brauchen – abgesehen von freundlicher Unterstützung und partnerschaftlichem Dialog – keine Sonderbehandlung. Daher ist es einfacher, die Dinge aufzuzeigen, die man auf jeden Fall vermeiden sollte, als hier eine Liste mit Empfehlungen zu erstellen.
Wenn Sie einem verschuldeten Menschen helfen möchten, vermeiden Sie:
- übertriebenes Mitgefühl
- ihn zu bemitleiden
- ihn in Schutz zu nehmen
- ihn zu unterstützen, indem Sie ihm Arbeit abnehmen
- ihn zu beschuldigen oder Vorwürfe zu machen
- ihn zu kritisieren
- ihm Gefühle wie Schuld und Scham zu vermitteln
Wichtig auch: Bei Erwachsenen beeinträchtigen Schulden oft das Selbstwertgefühl. Eine allzu nachdrückliche Konfrontation mit dem Problem hat da mitunter eine gegenteilige Wirkung: Sie verstärkt noch die Neigung, sich zu verstecken und passiv zu verhalten oder kann sogar zu Aggressionen führen. Also immer sachlich bleiben!