28/11/2017

Armes Europa: Nur 6 Prozent haben keine Geldsorgen

Armes Europa: Nur 6 Prozent haben keine Geldsorgen

Viele Europäer (64 Prozent) sehen ihre finanzielle Situation kritisch: Bei 25 Prozent bleibt am Ende des Monats nichts übrig, oft reicht das monatliche Budget kaum für die laufenden Kosten. Weitere 39 Prozent kommen über die Runden, ungeplante Ausgaben sind jedoch ein Problem für sie. Nur bei 29 Prozent bleibt nach den Ausgaben für den täglichen Bedarf noch Geld zum Sparen übrig. Immerhin 6 Prozent der befragten Europäer müssen sich über Geld keine Gedanken machen. Das ermittelte eine repräsentative Studie mit Teilnehmern aus sieben Ländern Europas im Auftrag des Forderungsmanagers KRUK. In der diesjährigen, dritten Auflage der Umfrage wurden dabei die Antworten von Beschäftigten aus den Sektoren Dienstleistung, Groß- und Einzelhandel, Baubranche, Transport und Logistik, Finanzwesen, IT, Gesundheitswesen, Bildungswesen sowie Sicherheit und Gefahrenabwehr verglichen.

In den einzelnen Branchen gehen die Einschätzungen stark auseinander. Spitzenwerte liefern die Befragten aus IT und Finanzwesen, sie bewerten ihre finanzielle Lage mit 46 und 42 Prozent als gut oder sehr gut. Im Dienstleistungssektor und in der Transport- und Logistikbranche tun das jeweils nur 30 Prozent. Die finanziell zufriedensten Europäer finden sich laut eigenen Angaben mit 61 Prozent in der spanischen IT-Branche. In der rumänischen Baubranche stehen dagegen nur 17 Prozent gut da.

Die Hälfte hat kaum drei Monatsgehälter auf der hohen Kante

Bei denen, die tatsächlich etwas zurücklegen können, sind die Summen zumeist nur gering. 21 Prozent kommen gerade einmal auf ein Monatseinkommen. Im Schnitt hat die Hälfte (50 Prozent) der Umfrageteilnehmer Ersparnisse von drei Monatseinkommen oder weniger. Auch die Deutschen stehen nur wenig besser da: Sogar in der selbsternannten Sparernation haben 46 Prozent der Befragten nur bis zu drei Monatseinkommen auf der hohen Kante. Gerade in Osteuropa ist oft noch deutlich weniger Geld vorhanden. So verfügen 65 Prozent der Dienstleister in Tschechien sowie 64 beziehungsweise 63 Prozent der Beschäftigten im Handel in Rumänien und der Slowakei über Ersparnisse von bis zu drei Monatseinkommen. Die fleißigsten Sparer sind die Befragten aus der Finanzbranche in Spanien und Italien: 56 und 52 Prozent haben Ersparnisse von mehr als drei Monatseinkommen. Es folgen die uniformierten Dienste und der Finanzsektor in Deutschland mit 51 beziehungsweise 50 Prozent.

Vorsorgen, ja – aber nur wenig

Schmale Rücklagen schlagen gerade beim Thema Vorsorge ins Kontor. Zwar sehen im Schnitt 57 Prozent der befragten Europäer eine finanziell abgesicherte Zukunft als eine ihrer Prioritäten. In Berufen mit geringerem Einkommen ist dieses Anliegen aber weniger relevant: So sagten etwa nur 51 Prozent der Dienstleister, dass die finanzielle Vorsorge zu ihren Prioritäten zählt. Die Baubranche und Logistik folgen mit jeweils 54 Prozent. Dagegen schenken die Befragten aus der Finanzbranche, aus IT und Gesundheitswesen dem Thema finanzielle Absicherung mit 67, 62 und 60 Prozent Zustimmung oft deutlich mehr Beachtung.

Beunruhigend ist, neben der oft geringeren Bedeutung vor allem für Geringverdiener, auch die Diskrepanz zwischen Soll- und Ist-Zustand beim Thema Vorsorge. Denn die Studien-Teilnehmer bleiben oft hinter ihren Sparzielen zurück: Trotz des bestehenden Bewusstseins und des Wunsches nach einem gleichbleibenden Lebensstandard verfolgen im Schnitt nur 50 Prozent der befragten Europäer einen langfristigen Sparplan. Der Abstand zwischen denen, die vorsorgen wollen und den Befragten, die dies auch tun, ist im Handel besonders groß: 55 Prozent ist Absicherung wichtig, aber nur 42 Prozent arbeiten auf dieses Ziel hin – das sind 13 Prozentpunkte Unterschied. Es folgen das Gesundheitswesen mit 11 Prozentpunkten Unterschied und die Dienstleister mit 9 Prozentpunkten. Dass es auch anders geht, zeigt der Finanzsektor: Hier sagen mit 69 Prozent sogar mehr Teilnehmer, dass sie einen Plan verfolgen, um ihre Zukunft finanziell abzusichern. Als Priorität nannten dies aber nur 67 Prozent.

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