06/07/2017

Einschulung trotz Geldsorgen meistern

Einschulung trotz Geldsorgen meistern

Die Einschulung ist ein besonderer Tag, dem die angehenden Abc-Schützen gespannt entgegenfiebern. Für die stolzen Eltern in Deutschland ist der Eintritt ihrer Sprösslinge in die nächste Lebensphase dagegen oft eine finanzielle Belastungsprobe. Sie gaben letztes Jahr allein für die Schultüte durchschnittlich 59,87 Euro aus – die mit rund 81 Euro teuersten Schultüten erhielten die Schüler in Thüringen. Der größte Kostenfaktor ist jedoch der neue Schulranzen, der natürlich ergonomisch, in schickem Design und mit passendem Sportbeutel und Trinkflasche daherkommt. Preise von über 200 Euro sind da schnell erreicht – Für viele Familien kaum bezahlbar.

Der frühe Vogel kauft mit Plan

Zwar führt an der Anschaffung der Erstausstattung kein Weg vorbei – jedoch entlastet eine frühe Planung und das gezielte Suchen nach Sonderangeboten das Budget deutlich. Insbesondere Schulranzen sind in der Zeit vor dem Schulanfang besonders teuer. Daher empfiehlt sich ein Kauf bereits im Herbst oder Winter – schließlich muss der Ranzen nicht zwingend der neuesten Mode entsprechen. Restposten und Modelle des Vorjahres erfüllen ihren Zweck ebenso gut und sind dazu im Preis deutlich reduziert. Komplettpakete sollten gemieden werden, denn wer auf das zahlreiche Zubehör verzichtet, kann in der Regel zusätzliche Kosten einsparen. Soll die Federtasche aber unbedingt optisch zum Ranzen passen, kann diese leer erstanden und weitaus günstiger mit Materialien aus dem Discounter gefüllt werden.

Auch bei Schultüten sind fertig befüllte Artikel meist teurer und nicht auf den Bedarf des Kindes abgestimmt. Eine selbst gestaltete Schultüte ist dagegen ein persönliches und individuelles Geschenk für den Nachwuchs, das nicht viel kosten muss. Aber auch wer aus Zeitmangel zur fertigen Tüte greift und diese selbst befüllt, sollte darauf achten, dass vor allem nützliche Dinge hineinkommen – geeignet sind etwa Bastelkleber, Schere, Tuschkasten oder besondere Stifte. Gegen kleine Geschenke oder Süßigkeiten ist zwar nichts einzuwenden – teure Geschenke, Geld oder Smartphones sind für den erfolgreichen Start in den Schulalltag jedoch wenig sinnvoll.

Kosten verteilen, Überblick verschaffen

Die meisten Verwandten lassen es sich nicht nehmen, das frischgebackene Schulkind zu beschenken. Die Eltern können dieses Engagement in produktive Bahnen lenken und gleichzeitig die Kosten verteilen. Gerade die vielen kleinen Ausgaben belasten den Geldbeutel oft stärker als gedacht. Tomasz Strama, Geschäftsführer des Forderungsmanagers KRUK Deutschland, rät: „Die Einschulung ist ein sehr guter Anlass, um mit der Führung eines Haushaltsplans zu beginnen. So lassen sich Anschaffungen besser planen und es fällt leichter, die Ausgaben im Blick zu behalten. Das hilft nicht nur die Einschulung ohne Stress zu meistern, denn häufig ist ein fehlender Überblick für Engpässe im Budget verantwortlich.“

Unterstützung für einkommensschwache Familien

Familien mit sehr wenig Geld hilft selbst eine gute Planung nur begrenzt, sie sind auf zusätzliche Hilfe angewiesen. Gut zu wissen: Schulkinder, deren Eltern Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe, Wohngeld, den Kinderzuschlag oder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen, können von einem Bildungs- und Teilhabepaket profitieren. Darin enthalten ist unter anderem eine jährliche Pauschale von 100 Euro im Jahr für den persönlichen Schulbedarf. Im August und Februar werden jeweils 70 und 30 Euro ausbezahlt. Die Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets liegt bei den Kreisen und daher können sich die Verfahren regional unterscheiden. Um die Kosten des neuen Schuljahres abzufedern, sollten sich Eltern also rechtzeitig um den Antrag kümmern und sich vor allem über den richtigen Ansprechpartner informieren. Bezieht die Familie ALG-II, ist in der Regel das entsprechende Jobcenter zuständig.

Neben staatlichen Trägern unterstützen auch die Orts- und Regionalvereine wohltätiger Organisationen, wie beispielsweise der Caritas, der Arbeiterwohlfahrt oder der Diakonie oft Kinder aus einkommensschwachen Familien vor Ort. Beispielsweise werden stark vergünstigte Schulstarterpakete angeboten oder, gegen Vorlage von Belegen, ein Teil der Ausgaben übernommen. Auch beim Förderverein der künftigen Schule lohnt es sich, nachzufragen – eventuell werden dort gezielte Aktionen zugunsten der Neuankömmlinge auf die Beine gestellt.

Taschengeld für die finanzielle Bildung

Familien mit wenig Geld wollen mitunter vermeiden, dass ihr Kind auf etwas verzichten muss. „Sich aus falscher Scham heraus finanziell zu verausgaben, verschärft langfristig das Problem, denn mit Beginn der Schulzeit werden die laufenden Kosten und der Finanzbedarf für das Kind weiter steigen“, meint Strama. Er plädiert daher für einen offenen Umgang mit dem Thema Geld und rät dazu, auch beim Nachwuchs früh ein Bewusstsein für die finanziellen Möglichkeiten der Familie zu schaffen. „Selbst, wenn sie erst am Anfang ihrer Schullaufbahn stehen, ist es nicht zu früh, Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu vermitteln“, so Strama. So sei der Schulbeginn eine gute Gelegenheit, um Kindern erstmals Taschengeld zu geben. „Eine Grundregel für den Lerneffekt ist dabei, das Taschengeld regelmäßig und in gleicher Höhe auszuzahlen, so dass die Kinder mit einem planbaren Budget rechnen können.“ Experten raten, Grundschulkindern das Taschengeld wöchentlich zu geben. Erst im Alter von etwa zehn Jahren seien sie in der Lage, einen ganzen Monat zu überblicken und sich das Geld dafür einzuteilen. „Eine weitere Grundregel für Eltern ist, keinen Vorschuss auf das Taschengeld zu gewähren. Nur so können Kinder selbstständig einen Blick dafür entwickeln, was sie sich leisten können und wie lange sie dafür sparen müssen.“

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